Ein großer Name, ein starker Name. Ein Name, der einem schon viel über mich aussagen könnte, sollte dieser wissen, was mein Name bedeutet. Und doch erfährt man nur die Hälfte meines Seins, oder vielleicht gerade mal ein Bruchstück?

Für viele Wölfe mag ich mit 3 Wintern noch ein Jungspund sein. Doch lasst euch gesagt sein: Ich habe schon mehr gesehen als manch andrer alter Narr, der glaubte, mir Weisheiten an den Kopf werfen zu können. Spart euch die Mühen, ich bin weise genug.

Ich möchte nicht sagen, das die Weibchen schwach wären, doch an die Stärke eines Rüden kommen sie nicht ran. Und schon gar nicht an mich. Eingebildet sagst du? Von unten sieht Überlegenheit halt manchmal aus wie Arroganz.

Er war ein Narr. Er glaubte, mich formen zu können, wie er es wollte. Er dachte, ich würde seinem Willen nach einmal seinen Platz übernehmen, so dass er mich aus dem Hintergrund steuern könnte und trotz seines Standes dann immer noch führen würde.
Ich sorgte dafür, dass er es nicht konnte.

Sie war die Einzige, zu der ich Vertrauen hatte. Und sie war die Einzige, die uns ohne jegliche Hintergedanken aufzog. Sie hatte nur Liebe für uns.

Meine drei Schwestern. Sie waren alle zuckersüß, doch für meinen Vater von nicht viel Wert, da sie sein Erbe nicht antreten konnte. Nur ich wäre dafür geeignet gewesen.

Der Einzige, der es vielleicht Wert ist, erwähnt zu werden. Er war der Bruder meines Vaters - mein Onkel. Er trachtete nach dem Platz als Alpharüde. Doch dies wurde für ihn aussichtslos, als ich geboren wurde. Und so trachtete er nach meinem Leben. Tz, er bekam seine gerechte Strafe.

Hatte ich nie. Und wer weiß, vielleicht wird es auch nie so sein ...

...

Seit meiner Geburt fließt Kirkor durch mein Blut. Seine Worte klingen in meinem Kopf und führen mich durch diese Welt. Er war es auch, der mir zu jener Tat damals riet und mein Blut zur Wallung brachte.

Kirkor gab mir zwei Fähigkeiten mit ins Leben, deren Nutzen mir jedoch erst später gewahr geworden sind.
Der rote Saft ist nicht nur Lebensbringer für all die Lebewesen die es gibt. Nein, für mich persönlich ist es auch ein Lieferant von Informationen. Wenn ich das Blut eines anderen berühre, so sehe ich sofort vor meinem inneren Auge, was passiert ist. Dann kenne ich seine Gedanken und Gefühle. Ich weiß, wie er zu jemandem steht und was er vorhat, zu tun.
Und nicht nur das. Sollte die Gelegenheit es zu lassen, das ein anderer mein Blut zum kosten bekommt, so kann ich mir aus diesem eine Marionette erschaffen. Sobald mein Blut eine fremde Zunge benetzt, entsteht eine Verbindung zwischen mir und dem Opfer. Solange meine Konzentration und mein Blick auf diesem haftet, kann ich ihn tun und machen lassen, was ich will. Ich kann ihn laufen lassen, springen, kriechen, sich drehen lassen. Ich kann ihn Dinge machen lassen, die er selbst niemals gewagt hätte. Dummerweise habe ich diese Fähigkeit noch nicht ganz gemeistert und so habe ich nur eine bestimmte Zeit, bis die Kontrolle abfällt.
Das dritte ... nun, ich würde es nicht wirklich als Fähigkeit bezeichnen. Auch nicht als etwas, was ich als Vorteil bezeichnen würde. Sobald fremdes Blut sich in meines mischt -oder besser gesagt, auf irgendeine Art in meinen Körper gelangt- wird meines so rasend wild, als wolle es ausbrechen. Manche nennen es auch Blutrausch. Ich drohe den Verstand zu verlieren und alles, was für mich dann noch zählt, ist meiner Umgebung so viel Leid wie möglich anzutun. Freund und Feind werden eine Person. Doch all die Jahre habe ich gelernt, dieses Problem allmählich zu unterdrücken. Ich lerne es, zu beherrschen.

Ich würde Kirkor nicht gerade als meinen besten Freund bezeichnen. Doch er ist mein Begleiter und Helfer bei der Meisterung meiner Gaben und Flüche. Und als Gegenleistung erledige ich manchmal ein paar Dinge für ihn.

Sieh mich an, dann siehst du, wie ich aussehe. Doch für alle Blinden unter euch: Mein Fell trägt die Farben der Erde. Brauntöne mischen sich mit Beige und nur am Rücken wechseln sie sich mit Grau und Schwarz ab. Etwas Außergewöhnliches habe ich nicht an mir und darum bin ich eigentlich auch ganz froh. Ich glänze mit anderen Dingen, als mit besonderen Farben oder Formen. Und auch mein Körperbau ist der eines normalen Durchschnittswolfes. Mit meinen 82 cm Schulterhöhe und dem stattlichen Gewicht von 55 Kg zähle ich zwar zu den größeren Vertretern meiner Art, aber damit rumprahlen habe ich nicht nötig. Dennoch verschafft es mir im Kampf manchmal Vorteile, wenn ich von einem Augenblick auf den anderen hinter dir stehe und dich von oben herab anschaue, mit einem Blick, der unheilsschwanger den deinen durchbohrt.

Ich kann mich nicht beklagen. Meine gut besehnten Beine vermögen weite Wege zu laufen und auch für rassante Kurzstrecken ist meine Ausdauer zu haben. Das dichte Fell verdeckt jedoch meine durchtrainierten Muskeln, so dass mein Feind erst zu spät bemerkt, dass er einen Fehler begannen hat, mich heraus zu fordern.

Braun- und Beigetöne sind die Hauptfarben meines Felles. Am Rücken mischt sich etwas Schwarz und Grau dazu, doch sie verlieren eindeutig den Kampf der Vorherrschaft. Und meine Rutenspitze sieht aus, wie in schwarzes Wasser getaucht. Wie ein Pinsel, mit dem ich so viele Bilder malen könnte.

Wie kalte Bernsteine schimmern sie und starren auf mein Gegenüber, als wollten sie ihn durchbohren und herausfinden, was in jenem vorgeht.

Auch ein Meisterkämpfer kommt am Anfang seines Weges nicht ungeschoren davon. Ich trage seit damals eine lange Narbe an meiner rechten Schulter. Doch das dichte Fell verdeckt diese gut, so dass sie nur in manchen Situationen sichtbar ist.

Eigentlich habe ich keine Lust, mich mit dir abzugeben. Ich interessiere mich nicht für die Belange anderer. Seit damals, als das Rudel meines Vaters zerfiel, lebte ich als Einzelgänger und streunte durch Welt. Ich hatte kein Ziel, keinen genauen Weg. Ich lief einfach und kümmerte mich nur um mich selbst. Ich wich Reviergrenzen aus, denn unnötigen Ärger wollte ich mir ersparen. Und auch heute verhalte ich mich so. Seit zwei Jahren habe ich keinen wirklichen Kontakt mehr zu anderen Wölfen. Vielleicht hat das meinen Fähigkeiten in der Kommunikation nicht so ganz gut getan. Aber da mich andere eh nicht interessieren, ist das kein Verlust. Nur hin und wieder, wenn es wirklich nicht anders geht, nähere ich mich Gesellschaften. Ich bin niemand, der sich einfach so irgend jemandem unterordnet. Ich habe immer einen Grund, einen Hintergedanken. Ich spiele ein Spiel - und die Fäden ziehe ich. Ich lege mir die Situation zurrecht, wie es mir passt und wie es mir am meisten Vorteile bringt, denn ich bin der Puppenspieler und ihr seid meine Marionetten. Manchmal muss ich mit mehr Geduld an die Sache heran gehen, doch bis jetzt verlief noch alles nach Plan.
Ich möchte nicht leugnen, dass es nicht immer gut für meine Puppen ausgeht. Aber da ich sie eh nie wieder sehen würde, geht mir das alles am Allerwertesten vorbei. Habe ich, was ich möchte, überlasse ich meine Puppen wieder ihrem Schicksal, denn dann brauche ich sie nicht mehr.
So, und nun pass genau auf. Ich werde dir etwas über mich erzählen, was so gut wie keiner weiß. Ich habe nämlich auch Charakterzüge, die man mir gar nicht zutrauen würde. Entweder man kehrt mir schon vorher den Rücken zu, bevor ich bereit bin, mich so zu verhalten oder man hat vor, mich zu töten und versagt. Ich kann nämlich auch ein ganz umgänglicher Kerl sein. Ich lebte in einer Zeit und in einer Welt, die mich Misstrauen lehrte. Ich konnte nur mir selbst glauben. Aber jetzt sieht es anders aus. Ich bin bereit, mein Vertrauen jemanden zu schenken. Aber dieser muss erst einmal beweisen, dass er es auch verdient hat. Ehrlich gesagt, wie ich mit Leuten umgehen soll, die ich sogar als Freunde bezeichnen würde, weiß ich nicht. Ich hatte noch nie Freunde und ich werde wohl auch nie welche haben. Erstens sind sie nur im Weg und zweitens kommen andere eh nicht wirklich mit meiner sarkastischen Art und meinem egoistischen Verhalten zurecht. Aber ein Versuch ist es doch wert, oder? Und wer weiß, vielleicht finde ich ja irgendwann auch mal ein Plätzchen, an dem ich mich niederlassen kann.

- Sarkastisch
- Blutrausch
- Schlechter Verlierer
- Mittelmäßiger Jäger
- Egoistisch

+ Guter Kämpfer
+ Kann sehr umgänglich sein
+ Freundliches Verhalten
+ Ausdauernd
+ Geduldig

Mein kleines Rudel von damals hatte sich nie einen Namen gegeben. Dennoch war es ein starkes Rudel mit geübten Kämpfern, denn wir mussten unser Revier mit großen Raubkatzen teilen.

Eine Bergkette zog sich an zwei Seiten unseres Revieres entlang. Es schien unüberwindbar. Nur Raubkatzen wagten es hin und wieder diesen Weg zu wählen. Aber wir wurden mit jeder Mietze fertig.