Eigentlich heiße ich Rahja ké Wyndra... aber das ist ja viel zu lang, richtig? Das ist auch kein typisch nordischer Name, obwohl ich ja aus dem Norden komme. Aber das macht nichts, ich finde ihn trotzdem sehr schön! Meine Mutter hat ihn für mich ausgesucht, weil er eine wunderbare Bedeutung hat, sagte sie. Aber die hat sie mir nie verraten...

Ich weis, das ist nicht allzu viel und es ist auch noch gar nicht soo lange her, dass ich meine Familie verlassen habe um auf eigenen Beinen zu stehen. Aber ich hoffe, dass noch eine lange und wunderschöne Zeit vor mir liegt! Es gibt noch so furchtbar viel, was ich sehen und machen möchte!

Jap, ich bin eine Fähe. Sieht man auch, oder? Hoffe ich zumindest, sonst müsste ich mir wohl sorgen machen. Hihi. Früher fand ich das immer doof. Als ich noch ganz klein war wollte ich immer ein Rüde sein, so wie meine beiden Brüder. Aber jetzt denke ich, dass es ganz gut so ist. Ich bin sehr gerne eine Wölfin. Und irgendwann möchte ich einmal genau so sein wie meine Mutter!

Meine Göttin ist Kamrir, die Göttin der Sterne. Ich weis gar nicht mehr so recht, wie es dazu gekommen ist, ich war ja noch ganz klein. Aber wenn ihr mich fragt... Kamrir hat mich einfach gefunden. Und ich wusste schon damals, dass wir einfach zusammen gehören!

Meine Göttin hat mir zwei ganz besondere Fähigkeiten geschenkt... auch wenn eine der beiden gleichzeitig auch eine Art Verpflichtung ist. Naja. Ich versuche es euch mal zu erklären.
Und zwaaaaar ist da einmal die Fähigkeit, die Kamrir die „verborgenen Sternenpfade“ nennt. In den millionen von Sternen am Nachthimmel verstecken sich viele verschlungene Muster und Linien, die alle unterschiedliche Wege darstellen. Manche davon spiegeln sich auf der Erde wieder und zeigen uns, wohin wir gehen müssen um unsere Ziele sicher zu erreichen. Andere führen in verborgene Welten, die wir sterblichen Wölfen allerdings nicht betreten können. Dazu gehört zum Beispiel das Reich der Götter oder der Ort, an den wir alle nach unserem Tod kommen. Und dann gibt es noch eine dritte Art dieser geheimen Pfade. Das sind diejenigen, die sozusagen die Lebenslinie eines jeden Lebewesens darstellen. Sie zeigen sowohl die Vergangenheit, den Pfad den wir bereits beschritten haben, als auch den Weg der noch vor uns liegt und was uns erwarten wird. Ich bin in der Lage, all diese geheimnisvollen Muster zu erkennen und in ihnen zu lesen, wenn ich es möchte. Nur meinen eigenen Weg sehe ich nicht, ihn hält Kamrir vor mir verborgen.
Meine zweite Gabe – und gleichzeitig die mir auferlegte Pflicht – ist das, was mir Kamrir mit der „Reinheit des Sternenlichts“ erklärt hat. Wie das Licht der Sterne rein und klar ist soll es auch mein Herz sein, so sagte sie zu mir. Deshalb werde ich – solange ich unter ihrem Schutz stehe – niemals dazu in der Lage sein zu lügen. Ich meine... ich möchte nicht lügen, denn Lügen sind etwas sehr schlimmes... aber selbst wenn ich es wollte, ich könnte es nicht. Genau so, wie meine Ohren die Wahrheit aus allen erlogenen Worten heraushören können und meine Augen jede falsche Illusion und Fassade durchschauen, so wird auch meinen Fang stets nur die Wahrheit verlassen. Es ist also kein Problem, meinen Worten zu vertrauen, ich könnte dich niemals betrügen. Sei nur bitte auch du ehrlich zu mir, denn solltest du mich jemals belügen wollen werde ich es wissen!
Eigentlich... ja eigentlich sollte ich sogar drei dieser besonderen Fähigkeiten haben, so wie alle anderen Götterkinder auch. Aber Kamrir meinte, ich müsse diese letzte Gabe selbst in mir finden und erkennen, deshalb würde sie es mir nicht verraten. Ich vertraue ihr. Wenn sie also meint, sie könne es mir nicht sagen werde ich warten. Irgendwann finde ich sicherlich auch diese letzte Fähigkeit!

Meine Beziehung zu Kamrir? Wie soll ich das erklären? Ich weis nicht... sie gehört einfach zu mir. Sie ist ein fester Teil meines Lebens und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ohne sie wäre. Seit ich denken kann war sie immer an meiner Seite, hat mich begleitet und beschützt egal wohin ich auch ging. Natürlich vertraue ich ihr! Sie ist  meine beste Freundin... fast so etwas wie die zweite Hälfte meiner Seele. Hin und wieder streiten wir uns zwar auch ein wenig und sie nennt mich stur oder kindisch... aber ich bete wirklich, dass wir für immer zusammen bleiben können!

Okay, hmm, lass mich mal überlegen... also ich bin nicht allzu groß. Nee, genau genommen bin ich sogar ziemlich klein, die meisten Wölfe sind größer als ich. Nicht alle aber ziemlich viele. Das habe ich denke ich von Mama, sie ist nämlich im Gegensatz zu Papa auch ziemlich klein... und meine Brüder sind im Gegensatz zu mir echt groß. Naja. Außerdem bin ich auch eher zierlich oder zumindest ziemlich schlank. Das heißt aber nicht, dass ich schwach oder zerbrechlich wäre! Ich habe durchaus Muskeln vom vielen Wandern und bin sehr ausdauernd und geschickt! Nur Körperkraft ist eben... öhm... nicht ganz so meine größte stärke, ne? Dafür sind meine Läufe sehr kräftig! Ich bin die geborene Wanderin! Meine Pfoten wirken vielleicht etwas groß... naja, sie sind groß, sehr sogar... aber das ist eigentlich wirklich gut so. So kann ich ohne Probleme über Schnee laufen und komme auch in unwegsamem Gelände super zurecht!
Mein Fell mag ich auch wirklich gerne. Es ist im Vergleich zu anderen Wölfen ziemlich lang und unheimlich dicht. Damit war es für mich überhaupt kein Problem im eisig kalten Norden zu leben, selbst der kälteste Nordwind schafft es nicht durch meinen Pelz! Sogar der Regen perlt einfach so ab und darum machen mir auch schlimme Gewitter überhaupt nichts aus. Obwohl es so widerstandsfähig und mein Deckhaar wirklich fest ist fühlt es sich trotzdem sehr weich und geschmeidig an, das finde ich toll. Meine Fellfarbe ist auch etwas Besonderes, die hat nicht jeder! Ich meine, die Grundfarbe ist ein schönes, sauberes Weiß, das ist ja soweit noch normal, das haben wohl viele Wölfe. Aber dazu kommt ein super schöner und kräftiger beige-creamfarbener Ton, der mich von anderen unterscheidet. Ich bin eigentlich eine schöne Mischung aus Mama und Papa. Mama ist schneeweiß und Papa komplett Beige, noch viiiiiel mehr und viel dunkler als ich. Oh! Und meine Unterwolle ist übrigens komplett grau! Deshalb hat mein Fell immer einen leicht silbrigen Schimmer, vor allem weil es auch so schon wirklich hübsch glänzt!
Papa hat mal gesagt, ich hätte das hübsche Gesicht von meiner Mutter geerbt. Eher zierlich, mit einem schmalen und nicht allzu langen Fang. Aber keine sorge, ich kann trotzdem gewaltig fest zubeißen! Kleine, dreieckige und recht plüschige Ohren. Eine fast etwas zu lang wirkende, super flauschige Rute, ein bisschen wie bei einem Fuchs, nur nicht ganz so doll. Hmm... und mit großen, unheimlich ausdrucksstarken Augen, die jeden in ihren Bann ziehen! Das hat auch Papa gesagt. Dass sie so aussehen, meine ich, genau wie bei Mama. Sie sind von einem unheimlich schönen, strahlenden Blau auf das ich sehr stolz bin! Weil das nur gaaanz wenige haben! Und wenn es stimmt, was alle sagen... also, wenn sie wirklich Recht haben... dann funkeln sie wie die Sterne!

Ich weis, dass das nicht groß ist. Ich bin sogar etwas kleiner als meine Mutter. Aber das ist gar nicht weiter schlimm, finde ich. Mir macht es nichts aus, dass andere größer oder stärker sind als ich.

Hmm... keine Ahnung wie viel ich wiege. Aber ich bin weder dick, noch bin ich zu mager. Es gab zwar nur recht wenig größere Beutetiere, dort wo ich herkomme, aber ich bin eine gute Jägerin.

Ja, wie gesagt, ich bin nicht die Größte, das stimmt schon. Und ich bin auch eher schlank und zierlich gebaut. Aber das ist völlig in Ordnung so, ich muss überhaupt nicht groß und stark sein. Dafür bin ich ausdauernd, schnell und sehr geschickt, wenn es darauf ankommt! Außerdem... Papa sagte, ich wäre wirklich schön... und deswegen... bin ich gerne wie ich bin!

Mein Fell ist lang und sehr dicht. Klar, ich komme ja auch aus dem Norden, wo es immer kalt ist und das ganze Jahr über Schnee liegt. Es variiert von strahlend weiß bis hin zu einem schönen Beige. Die Unterwolle ist aber Grau, darum sieht es immer ein wenig silbern aus. Außerdem ist es sehr weich und hat einen schönen Glanz, auf den ich – zugegeben – schon ein bisschen stolz bin.

Man hat mir mal gesagt, ich hätte genau die selben Augen wie meine Mutter. Das macht mich wirklich glücklich, Mama hat wundervolle Augen! Sie sind etwas ganz besonderes, sie sind nämlich strahlend Blau. Wie ein tiefer, klarer Bergsee, hat Papa mal gesagt. Und sie leuchten, wie die Sterne! Wenn man in sie schaut möchte man den Blick nie wieder abwenden und einfach darin versinken! Ich liebe Mamas Augen, sie sind so wunderschön! Wenn meine tatsächlich genau so sind... das wäre einfach herrlich!

Ich denke, das, was an mir am meisten besonders ist sind meine Augen! Ich selber finde zwar nicht, dass sie so wundervoll sind wie die von Mama, auch wenn Papa das immer gesagt hat... aber ich denke, dass sie trotzdem sehr schön sind. Es gibt wohl nicht sehr viele Wölfe, die so tiefe, blaue Augen haben...

Hmm... mein Charakter... uff... das ist gar nicht so einfach, sich selber zu beschreiben. Weil eigentlich bin ich ja einfach ich, ne? Am besten fragt ihr Mama oder Papa, die könnten euch bestimmt sagen wie ich bin. Und Kamrir auch!

Rahja ist eine unheimlich fröhliche und aufgeweckte Wölfin, die stets mit offenem Herzen durch das Leben geht und jeden Augenblick zu genießen scheint. Noch nie hat sie irgend etwas schlechtes erfahren und dementsprechend ist auch ihr Blick auf die Welt und alle Wesen, die auf dieser leben. Man möchte meinen, sie liebe einfach alles und jeden und es gäbe nichts, was ihre ewig gute Laune jemals ins Wanken bringen könnte. Mit ihren Gefühlen geht sie vollkommen unbefangen um, trägt Freude als auch Trauer einfach offen heraus als wäre eben das völlig selbstverständlich. Genau so, wie auch ihre Worte stets nichts weiter als die Wahrheit kundtun gibt es für sie nicht den geringsten Grund, mit dem, was im inneren ihres Goldherzens vorgeht, anders umzugehen. Sie ist einfach, wie sie ist und fühlt, was sie nun einmal fühlt. Und ist sie nun einmal gerade wütend, so ist sie eben auch das. Daran gibt es nichts falsches.
Schon früh würde ihr beigebracht, jedem Wesen respektvoll und ohne jedwede Vorurteile entgegen zu treten. Und der unvergleichliche Wert, den Familie und Freunde in einem Wolfsleben haben, ist ihr seit jüngster Welpenzeit mehr als nur vertraut. Sie weis nur allzu gut, dass niemand alleine überleben kann und nur diese wundervollen, unzertrennlichen Bande ein Leben überhaupt erst lebenswert machen. Und genau wie auch ihre Mutter, welcher die kleine Sternschnuppe seit Anbeginn ihrer Zeit nacheifert, besitzt auch sie selbst ein von Grund auf gutes Herz, ist unheimlich einfühlsam und eine gute Zuhörerin. Auch wenn sie sich bei ihren Versuchen, anderen zu helfen und sie zu trösten, nicht selten ziemlich ungeschickt anstellt. Allgemein besitzt Rahja ein unheimliches Talent dafür, jedes Fettnäpfchen in Reichweite zielsicher zu treffen. Den Göttern sei Dank kann sie auch ihre eigene Tollpatschigkeit stets mit Humor nehmen und herzlich darüber lachen.
Die junge Wölfin liebt es zu wandern und die Welt zu bereisen. Sie genießt es einfach, immer wieder Neues zu erleben, sich in die wildesten Abenteuer zu stürzen und all die unzähligen, einzigartigen Eindrücke zu sammeln, die das Leben für sie bereit hält. Für längere Zeit an einem Ort zu bleiben liegt ihr nicht, viel zu wundervoll sind die Lande und sie möchte alles kennen lernen! Sie ist unheimlich intelligent und saugt jede Form von Wissen in sich auf wie ein Schwamm. Legenden, Mythen, Geschichten, Rahja liebt sie alle! Für sie gibt es kaum etwas schöneres, als den Erzählungen anderer zu lauschen und immer mehr zu lernen. „Die Welt ist ein einziges Mysterium. Ein Ort voller Wunder und Magie, welche selbst in den kleinsten Dingen steckt. Du musst nur dein Herz öffnen, um sie sehen und begreifen zu können!“ Worte ihrer Mutter, die sich tief in die Seele der hellen Fähe eingegraben haben und nach welchen sie mit ganzer Seele lebt.
Allgemein ist die Helle, wie es sich für eine junge Wölfin gehört, stets fröhlich und guter Dinge. Sie spielt gerne mit ihren Gefährten und kann dabei auch das ein oder andere Mal furchtbar albern werden, wenn ihr jugendlicher Übermut sie überfällt. Ein wenig chaotisch, vorlaut und extrovertiert, hin und wieder etwas nervig und mit einer ordentlichen Portion Sturheit ausgestattet, so ist Rahja eben. Sie lebt ihr Leben wie es kommt, genießt die Gesellschaft anderer und ist für jeden Spaß zu haben. Und natürlich ist sie ihrem Alter entsprechend auch noch unerfahren und handelt in manchen Situationen etwas voreilig. Außerdem ist sie ein wenig – oder auch ein wenig mehr – naiv, doch man möge es ihr verziehen. Mit der Zeit wird auch sie gewiss noch an Reife gewinnen.

schwächen? Oh... ähm... uff... Hehe, ich glaube da habe ich eine ganze Menge, fürchte ich... Kamrir sagt mir oft, dass ich kindisch bin und mich manchmal wie ein Welpe benehme, obwohl ich ja eigentlich schon eine junge Wölfin bin. Sie meint, dass ich stur bin und einfach nicht nachgeben kann, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe. Außerdem bin ich viel zu naiv, sagt sie... und dass ich handle bevor ich darüber nachdenke, welche Gefahren womöglich auf mich warten könnten. Na gut, vielleicht bin ich ja noch unerfahren und ein gaaanz klein wenig unvorsichtig... aber das ist doch nicht so schlimm, oder? Wenn man zu viel nachdenkt verpasst man die Hälfte! Das einzig doofe ist, dass ich leider nicht sehr stark bin, ich bin keine gute Kämpferin... Naja, ich komme trotzdem gut zurecht! Ich wollte sowieso nie eine Kriegerin oder sowas werden!

Ich sehe vielleicht schwach aus aber ich bin nicht unfähig und noch lange nicht nutzlos! Auch wenn ich viele schwächen habe und noch lange nicht bereit bin in die Fußstapfen meiner Mutter zu treten, habe ich schon viel gelernt! Mama hat mir beigebracht, immer aufrichtig zu sein und meinen Weg zu gehen, immer nach vorne zu schauen und mich niemals unterkriegen zu lassen, egal was auch passiert. Ich lasse mich nicht von meinem Pfad abbringen, von nichts und niemandem! Ich habe keine Angst etwas zu riskieren, wenn es nötig ist. Ich will mutig sein um andere beschützen zu können und mit offenem Herzen durch die Welt gehen... um all die kleinen, versteckten Wunder sehen zu können und nichts zu verpassen, nur weil ich mich wie ein Welpe davor fürchte auch mal etwas neues zu wagen. Außerdem werde ich alles tun um für andere da zu sein, ihnen zu helfen und beizustehen so gut ich nur kann! So wie Mama auch... Wenn ich irgendwann in vielen Jahren einmal die Wolfswege zu den Sternen gehe, dann möchte ich das mit erhobenem Haupt tun, weil ich nichts zu bereuen habe!

Mein Vater ist ein großartiger Wolf. Er ist stark, stolz und Mutig. Und er hat uns immer das Gefühl gegeben, dass er nur für uns lebt und immer für uns da ist. Sein Herz war immer bei seiner Familie, egal wo er war oder was er tat. Er hat zu jeder Zeit über Mama, meine Brüder und mich gewacht, uns zwar unsere Freiheiten gegönnt aber doch immer ein wachsames Auge über uns gehabt. Ich weis genau, dass er Mama und uns mehr liebt als alles andere auf der ganzen, weiten Welt! Er ist der gutherzigste, liebste Wolf überhaupt, davon bin ich überzeugt! Ich liebe meinen Vater wirklich!

Mama ist... sie ist für mich meine Welt und ich liebe sie mehr als alles andere. Sie hat mir alles beigebracht was ich weis und ich bin sicher, dass ich nur durch sie zu dem geworden bin, was ich heute bin. Ich denke, dass es nirgendwo auf der Welt noch einmal einen Wolf gibt, der ist wie sie. Sie ist einfach so völlig anders als alle anderen, etwas ganz besonderes. Sie war viele Jahre auf Reisen und hat unzählige Länder und Wölfe kennen gelernt. Und obwohl sie nun ein festes Revier und ihr Leben uns gewidmet hat... ich denke, ihr Herz gehört noch immer nur dem Wind, den sie so liebt, unbezähmbar und frei! Irgendwann... ja, irgendwann möchte ich so werden wie sie!

Meine beiden Brüder... Nunja, was soll ich sagen? Die beiden sind schon eine Nummer für sich und haben mir das Leben nicht selten schwer gemacht. Pubertäre Jungrüden eben, nichts besseres im Kopf als jede Menge Unfug zu veranstalten und die kleine Schwester in den Wahnsinn zu treiben. Aber im Grunde mag ich meine Brüder wirklich gern, auch wenn ich ihnen manchmal die Ohren hätte abreißen können. Trotzdem waren sie immer für mich da und haben auf mich aufgepasst. Ich vermisse die Chaoten...  

Hmm, nein, wir haben keine anderen Verwandten. Es gab immer nur Papa, Mama, meine beiden Brüder und mich. Ich weis, dass Mamas Familie schon lange vor meiner Geburt die Wolfswege zu den Sternen hinauf gegangen sind. Ich bin sicher, dass sie dort oben bei den Göttern auf uns warten und über uns wachen.

Was? Ein Gefährte? Ich? Oh, nein nein! Sowas habe ich nicht! Ich meine... ähm... wie käme ich denn dazu? Ich kann ja nicht so einfach... und ich kenne doch auch gar keine anderen Wölfe! Und mit Papa oder Aedan oder Blair...? Uiuiui! Was für ein Unsinn!

Nein, ich habe keine Welpen. Ich finde die kleinen Fellbündel zwar süß, aber... naja, ich denke, dafür bin ich noch viel zu jung! Außerdem... es ist für mich viel zu früh ein eigenes Rudel zu gründen oder so! Ich will noch viel länger umher reisen und die Welt entdecken! Für mich gibt es noch so viel zu sehen und zu lernen! Vielleicht werde ich ja irgendwann einmal eigene Welpen haben, kann schon sein. Aber bis dahin ist noch jede Menge Zeit!

Sowas wie ein Rudel gab es für mich bisher nicht. Ich wurde im kleinen Kreise meiner Familie geboren und bin auch dort aufgewachsen, nur zusammen mit Mama, Papa und meinen beiden Brüdern. Andere Wölfe kenne ich nicht, wir waren immer nur unter uns. Nur ein einziges Mal kam ein älterer Wanderer durch unser Revier. Papa erlaubte ihm einige Tage zu verweilen und sich zu erholen, dann zog er weiter. Aber ich werde niemals die Geschichten vergessen, die Mama mir erzählt hat! Über gewaltige und mächtige Rudel und mutige Einzelgänger, die durch die Länder streifen, immer auf der suche nach Abenteuern! Irgendwann werde ich auch zu einem solchen Rudel gehören! Ganz sicher!

Ich komme eigentlich weit aus dem Norden, aus einem Land, in welchem zu jeder Jahreszeit eine undurchdringliche Schneedecke über der Welt liegt und gewaltige Berge bis in die Wolken reichen. In diesen Bergen bin ich geboren, in einem der kargen Nadelwälder, die die steilen Hänge bedecken. Vielleicht klingt das für andere unvorstellbar und das Leben war auch nicht immer einfach... aber... ich liebe meine Heimat! Den eisigen Wind, die mächtigen Bergriesen und den ewigen Winter... und vor allem den Sternenhimmel des Nordens, der dort in eisig kalten Nächten so überwältigend und klar ist wie nirgendwo sonst!

Wie? Meine Vergangenheit? Alles? Äh... na wenn du meinst, dass das wichtig ist... Ich meine, ich hatte bisher eine wirklich schöne Vergangenheit, da kann ich also echt nicht meckern oder so. Aber ich denke, die Hälfte weist du sowieso schon, ich hab dir ja schon ganz viel über mich und meine Familie erzählt...

Hmm wie fang ich am besten an? Ganz am Anfang mit den Bienchen und Blümchen? Grins. Nee, Quatsch, wir machen das jetzt ganz unspektakulär: Ich bin geboren worden! Jaja, wirklich! Stell dir das mal vor! Das war – wie sollte es anders sein – im Frühling. Allerdings ist der Frühling dort wo ich herkomme nicht so wie hier. In meiner Heimat, also in den Bergen weit im Norden, liegt auch im Frühling und sogar im frühen Sommer noch eine dicke Schneedecke und es ist bitterkalt. Und es kommt nicht selten vor, dass wilde Frühjahrsstürme über das Land ziehen. Genau zu dieser wilden und stürmischen Zeit kamen meine Brüder und ich auf die Welt. Aedan ist der Älteste von uns, danach Blair und ich bin die Jüngste, die kleine Schwester, so zu sagen. Trotz den harten Bedingungen war die erste Zeit sehr angenehm für uns, würde ich sagen. Wie alle kleinen Welpen schmiegten wir uns in den warmen Pelz unserer Mutter, genossen ihre Nähe, ohne die Welt außerhalb unserer Höhle jemals gesehen zu haben. Die eisige Welt, die unser Leben irgendwann bestimmen würden, waren uns so fern wie der Himmel. Und wir waren glücklich.
Als wir die schützende Höhle das erste Mal verlassen durften war es bereits ein klein wenig wärmer und die sonne strahlte uns von einem funkelnd blauen Himmel entgegen, daran kann ich mich noch ein klein wenig erinnern. Unser Fell war damals schon fast so dicht wie das von Mama und Papa, darum machte uns die Kälte und der noch immer liegende Schnee auch nichts aus. Wir waren völlig fasziniert von der ach so großen weiten Welt, dem blendenden Licht am Himmel und dem funkelnden, glitzernden Weiß unter unseren Pfoten. Und unter den wachsamen augen unserer Eltern machten wir die ersten, tapsigen schritte durch das Revier, das später unser geliebtes Zuhause geworden ist.
Mama und Papa kümmerten sich sehr gut um uns. Ich weis noch, dass meine Welpenzeit eine wunderschöne Zeit war. Die Bilder und Erinnerungsfetzen in meinem Kopf fühlen sich so warm und vertraut an, ein gutes Gefühl. Und so sind wir langsam gewachsen, wurden mit der Zeit größer und älter, auch wenn wir nordischen Wölfe ein wenig länger brauchen um „erwachsen“ zu werden, als die Wölfe in anderen Regionen der Welt, wo das Überleben ein wenig einfacher ist. Ich sehe noch ganz klar die Abende vor mir, an welchen wir gebannt und voller Begeisterung den Legenden gelauscht haben, die Mama uns beigebracht hat. Den ganzen Mythen und Geschichten, die sie zu erzählen hatte. Oh, es waren so unheimlich viele! Und während meine beiden Brüder mit der Zeit angefangen haben, das wilde Raufen und Trainieren mit Papa vorzuziehen finde ich heute noch, dass Mamas Geschichten viel wundervoller waren! Ich denke, ich könnte niemals genug davon bekommen, einfach nur zuzuhören. Es ist so ein unbeschreibliches Gefühl, wenn die Worte in deinen Gedanken zu Bildern und schließlich zu ganzen Filmen werden. Wenn all die Abenteuer in deinem Kopf Form annehmen, ich liebe das! Ja ich denke sogar, dass ich schon damals angefangen habe von einem Wanderleben zu träumen. Weil ich die selben Abenteuer erleben wollte...
Wie auch immer. Wir wurden also älter und Mama und Papa begannen immer öfter damit, uns auf ihre Streifzüge mit zu nehmen. Sie wurden niemals müde, uns immer neue Dinge zu zeigen und uns alles über das Leben und die Welt innerhalb und außerhalb unseres Reviers beizubringen. Über Pflanzen und Tiere, andere Wölfe und Götter, Legenden und ungelöste Geheimnisse. Über die Erde und den Wind, die Wälder, Berge und den Himmel. Und als wir alt genug waren durften wir zum ersten Mal mit auf eine Jagd. Erst nur beobachten, einprägen und lernen. Später durften wir auch dann auch selbst zeigen, was wir konnten. Ich würde sogar sagen, wir sind alle zu sehr guten und geschickten Jägern geworden. Meine beiden Brüder und ich, wir waren bald sogar in der Lage, nur zu dritt einen jungen Hirsch zu erlegen, wenn er ein wenig geschwächt war!
Irgendwann – ich weis es noch ganz genau, es war mitten in unserem ersten Winter – kam ein älterer Rüde durch unser Revier. Ein Wanderer, das hat Mama mir erklärt, der keinem Rudel und keiner Familie angehört sondern alleine umher streift. Papa erlaubte ihm, für eine Weile zu bleiben und zu rasten, bevor er seine Reise fortsetzt, unter der Bedingung, dass er sich von unserer Höhle und uns fern hielt. Ich denke, Papa war damals wirklich besorgt um uns, auch wenn er sehr gut zu dem Fremden war. Ich habe mich trotzdem einmal zu ihm geschlichen, weil ich einfach neugierig war, weil ich ja noch nie einen anderen Wolf getroffen hatte! Ich wollte ihn kennen lernen! Angst hatte ich keine, nein. Irgendwie wusste ich, dass der Alte mir nichts böses tun würde. Ich wusste es einfach. Aber dafür hat er mir ein wenig aus seinem Leben erzählt und davon, wie es ist, so durch die Welt zu streifen. Am Anfang hatte ich Mitleid mit ihm, weil er ja ganz alleine war, aber... aber dann habe ich gesehen, wie seine goldenen Augen geglänzt haben, während er mir diese Geschichten erzählt hat. Und ich habe gemerkt, dass er kein Mitleid brauchte. Ich kenne zwar bis heute seinen Namen nicht und habe ihn auch nie wieder gesehen... aber bis heute bin ich völlig sicher, dass er ein unglaublich glücklicher und zufriedener Wolf war...
Ich glaube, dass diese Begegnung ganz ausschlaggebend für mich war, weil ich damals so entschlossen war, dass ich ebenfalls reisen und Abenteuer erleben will, wie nie zuvor. Das war der letzte Anstoß für mich. Und am Anfang des darauf folgenden Sommers – das ist noch gar nicht so lange her – bin ich fort von Zuhause. Natürlich macht mich das traurig, ich liebe und vermisse meine Familie sehr. Aber auch wenn ich erst seit recht kurzer Zeit  alleine unterwegs bin kann ich sagen, dass ich es nicht bereue! Die ganze Welt ist ein wunderbarer Ort und ich habe schon so viele tolle Dinge gesehen und gelernt! Ich will noch viel, viel länger wandern und noch viel mehr lernen! Darum bin ich auch, als Kamrir mich gefragt hat, ob ich in dieses Tal kommen will, sofort mitgekommen! Weil ich denke, dass es wirklich interessant und lustig werden könnte! Und vielleicht, wenn ich Glück habe, treffe ich auch endlich einmal andere Wölfe! Das wäre toll!
Achso... und ähm... wann ich eigentlich Kamrir kennen gelernt habe? Hmm, keine Ahnung. Sie ist eigentlich schon immer da. Ich weis zwar, dass es mal eine Zeit ohne sie gegeben hat aber daran kann ich mich fast nicht mehr erinnern. Als sie mich gefunden hat war ich noch ein ganz kleiner Welpe und seit dem sind wir zusammen!